Sonne und Schnee

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Ist es nicht vielsagend, dass wir etwas als so schön empfinden, obwohl es so paradox ist? Wie können wir etwas ästhetisieren, was sich einseitig zerstört? Ist es vielleicht eben die Kurzweiligkeit, die sich in diesem Moment ausdrückt, die uns fasziniert? Wir wissen um das zerstörerische Potential, das Sonne für Schnee hat, trotzdem genießen wir eben dieses Zusammentreffen in seiner Klar- und Reinheit. Der Widerspruch, der sich hinter der Harmonie von Schnee und Sonne versteckt, ist gleichzeitig die Erklärung für die Faszination. Schnee ist unschuldig, zart und birgt doch Gefahr – eine Unberechenbarkeit, trotz der geringen Dichte, der zerbrechlichen Konsistenz; eine Keuschheit, trotz der erbarmungslosen Kälte. In der christlichen Symbolik gilt der Schnee gar als Sinnbild der Mutter Gottes – eben rein, keusch und trotzdem kalt, erhaben. Und so ist Schnee im Sommer ein altes Traumbild der Menschen, dass den ewigen Dualismus, die Widersprüchlichkeit abstrahiert und bildlich fassbar macht. Andersrum ist die Idee, dass an Christi Geburt die Natur blühte eben das komplementäre Konzept – Lebendigkeit in der tiefsten Kälte, dem Endpunkt des naturalen Verfalls – in der Mitte des Winters.

Die Sonne nun ist der Kontrapunkt, heiß, glühend, erbarmungslos und ebenso fordernd, omnipräsent, gar höllisch und doch so rein in seiner Zerstörungskraft, seiner Erbarmungslosigkeit nicht zu unterscheiden, nicht zu diskriminieren. Auch die Mutter Gottes hat sich der Sonne zu ergeben, ist ihr ausgesetzt, ja ausgeliefert. Nicht umsonst ist die Sonne vielfach der Mittelpunkt der Religionen, ein Symbol für Gott – für Allmacht. Und eben diese Kombination – Allmacht und Vergänglichkeit –  durchdringt und determiniert uns, nimmt und gibt uns die Luft zum atmen.