Dem Fasten liegt nicht zuletzt die Sorge um meine Gesundheit zu Grunde, bzw. der Drang eine Zerstörung dieser zu vermeiden. Und so kommt es nun, dass ich mich heute mal wieder dem Sport hingab – am Rhein laufen ist auch eine phantastische Angelegenheit, vor allem wenn es noch kühl im Jahr ist und die Lunge gegen die metallische Kälte ankämpfen muss. So betrieb ich heute also einen Frühjahrsputz für meinen Körper, der sich langsam entknackte, dessen Muskeln und Sehnen wieder an ihren eigentlichen Platz gerückt wurden und der sich doch gegen die plötzlich erfahrene Bewegung wehrte. Habe ich mich übernommen?
Bewegung ist die Ortsveränderung mit der Zeit – dies gilt auch für nicht-physikalische Orte. So ist meine Weltsicht ein Ort, an dem ich mich wohl und sicher fühle, wo mich nichts erschüttern kann, ich vertraut bin, kurz: wo ich mich auf sicherem Terrain bewege. Ebenso sind meine Erinnerungen ein schöner Ort inmitten meiner selbst – denn dort bin ich Herrin, entscheide selektiv, was meine Erinnerung sein darf und was nicht. So sind Orte ebenso wie Bewegung vor allem relativ, eine Abbildung meines Inneren, geformt und geschaffen von diesem, beeinflussbar nur durch mich. Verändern sich meine Orte nicht, so muss ich stagnieren, bin gefangen in mir und lasse mich, vielleicht sogar extern induziert, von mir unterdrücken und verkümmere somit zu einem Opfer meiner selbst. Welch‘ gruselige Vorstellung! Also muss ich den Wunsch nach dem kuscheligen Verweilen am immer gleichen inneren Ort bezwingen lernen, mich in innere, geistige Bewegung versetzen, denn erst dann kann ich alte Muster, alte Gewohnheiten ablegen. Das erfordert Mut, schließlich muss man lieb gewonnenes, sei es auch noch schädlich, verabschieden, sich trennen. Doch echte Bewegung ist die Überwindung genau dieser Angst.