„Weiß man, wie oft ein Herz brechen kann?
Wieviel Sinne hat der Wahn?
Lohn‘ sich Gefühle?
Wieviele Tränen passen in einen Kanal?
Leben wir nochmal?
Warum wacht man auf?
Was heilt die Zeit?“
(Herbert Grönemeyer – Demo)
Seine Große Liebe zu verlieren, oder verlieren lassen zu müssen, ist gewiss so schrecklich wie ich es mir immer ausgemalt habe. Die klar fokussierte Lebensplanung wird durch unkoordiniertes Taumeln im luftleeren Raum ersetzt. Der Sinn geht verloren, die Motivation zu arbeiten, zu leben, zu genießen. Oftmals vergesse ich, wie tief der Schmerz in meiner Seele immer noch sitzt, wie bitterlich sie immer noch weint. Dann tue ich Dinge, die ich eigentlich nicht tun will, dann sage ich Sachen, die ich nicht sagen will, verhalte mich, wie ich es mir immer in meinen schlimmsten Träumen ausgemalt habe, manipuliere andere um mich selbst besser zu fühlen oder lasse meiner Eitelkeit und meiner aufgesetzten Abgeklärtheit freien Lauf. Manchmal projiziere ich auch diesen fies um sich greifenden Liebeskummer auf andere Menschen oder Männer. Oder ich rette mich in die Perfektion des Moments – wie es Polina Semionova in Demo mit ihrer perfekten, disziplinierten Bewegung schafft mir einen Moment des Friedens und der Ruhe zu bescheren ist wahrlich der Glanz der Ewigkeit.
Aus dieser Sinnkrise heraus ist nun auch dieses Blog entstanden und dem Versuch geschuldet die Ratio, die mich einst erfüllte, wieder zu finden.
Heute morgen erwachte ich mit einem Kribbeln im Bauch – wirkt die Abstinenz etwa schon? Geistige Klarheit macht aufgeregt! Oder macht sich hier breit was ich immer versuchte zu betäuben? Bisher ist es angenehm. Der gestrige Abend war wunderbar – zu SLIN! rocken war wirklich ein tolles Erlebnis – die Ein-Mann-Blues-Country-Explosion ist gänzlich großartigst!!! Wie sagt er passend: „Kein Weg zum Ziel, weil ich keins hab!“ Und dank Frau W. habe ich nun auch wieder einen Jesus an meinem Rosenkranz. Ich mag die Koketterie mit christlichen Symbolen.
Das Ausmaß meiner Irrationalität erstaunt mich immer wieder – vollkommen ohne Disziplin bringe ich meine Tage zu – mal manisch, mal trauernd, aber immer ohne den Biss, der mich einst durchdrang, ohne den Ehrgeiz, der mich einst zu Höchstleistungen trieb, ohne den Sinn, der mir einst die Disziplin gab, die ich brauche um zu funktionieren. Und funktionieren will ich wieder.