Denn nach Auschwitz kann es nur Lyrik geben.

Als ich zu Beginn diesen Jahres auf dieses Gedicht stieß, hatte ich das erste Mal seit Jahren das Bedürfnis Lyrik zu schreiben. Also begann ich. Ziemlich diletantisch zunächst, da ich mich zwar theoretisch und akademisch seit Jahren mit Gedichten auseinandersetze, aber den Schritt zu schreiben immer ein wenig gescheut habe. Ein wenig sehr. Doch seit diesem Jahr ist alles anders, denn nicht nur ergaben sich im letzten Jahr Dinge für mich, die nur in Lyrik ausgedrückt werden können und zum anderen leben wir in einer Zeit, in der die Welt komplexer wird, die Sprache jedoch zu wenig. Im Gegenteil finden sich verstärkt die Gläubigen einer naturalisierten Vorstellung von Sprache. Dabei brauchen wir neue Wörter für neue Zusammenhänge, Wörter, die Komplexität angemessen abbilden, präziser sind. Lyrik ist ein Weg Sprache auszureizen, neue Metaphern, neue Perspektiven zu finden. Zusammenhänge benennen, die nicht viele sehen, mit Assoziationen, die zwicken. Denn nur so entstehen neue Ideen. Politische Ideen. Und nur so wird das mit den Revolutionen und den Umstürzen noch mal was. Glauben wir.

Deswegen haben Johannes Finke und ich ein kleines Projekt gestartet. Chelsea – Lyrik Intelligence. Das Magazin für textbasierte Umsturzversuche. Dabei sind tolle Autor*innen, die über Berlin in der Nacht, Angela Merkel und Demütigungen schreiben, über Leben, Ausgrenzung, Diskriminierung. Warum wir Chelsea heißen? Weil die Zeiten sich ändern.

Ich habe auf der Seite das erste Mal meinen Fleischzyklus veröffentlicht, der aus folgenden Gedichten besteht und in dem es um Sexismus, Liebe, Ehe, Gewalt und Depressionen geht. Und sowas halt.

#aufschrei
Gepresstes Fleisch
Fleischeshitze
Fleischbeben
Schlachthof, in der Bibliothek.

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