Launen und Indifferenz

 

Die neue Rauschfreiheit macht nervenschwach, nervös, ja geradezu anfällig für die dunklen Seiten des Charakters und plötzlich erinnert man sich: Achja, DAS wollte ich also immer betäuben! DAS wollte ich immer vor mir verstecken, auslöschen, ablegen. Dieser Versuch scheint mäßig funktioniert zu haben, streite ich mich doch mit meinen Liebsten in altbekannten, vermeintlich überwundenen Mustern, habe Angst davor meine Vorhaben nicht umsetzen zu können und bin, gelinde gesagt, furchtbar zickig. Launisch war mein Gemüt von jeher, ebenso wie hypersensibel und leicht erregbar – der Rausch gab mir die Gleichgültigkeit so herzlos, kalt und distanziert zu sein, wie es das Überleben in dieser Welt vermeintlich verlangt; wie es der Kampf gegen den Weltschmerz zu erfordern scheint. Zumindest lebte ich in dem Glauben dieser kalten Gabe mächtig zu sein. Allerdings ist der zu zahlende Preis für diese wohltuende Indifferenz sehr hoch, werden doch vielmehr der weiche Kern, die, manchmal auch hypersensible, Empathie und das flüchtige Eintauchen in Gefühle abgewiesen, ja abgelehnt und somit verstümmelt. Die Feingeistigkeit der Emotionen wird zer- und gestört, abgeschaltet, was letztlich doch nur uns selbst schadet. Warum können wir uns nicht eben mit diesen Eigenschaften erheben, uns von der Kälte dieser Welt distanzieren, sie nicht noch bestärken, sondern bekämpfen? Anstatt zu den Ausprägungen des eigenen Wesens zu stehen, flüchtet man sich in den substanzbasierten Rausch des Moments, induziert sich den Hauch von Abgeklärtheit und Ignoranz und fragt sich nüchtern doch nur: Wofür?

Die Welt in der wir leben und die wir gestalten schafft es, dass wir Obdachlose als lästig empfinden, Hilfsbedürftige als Schmarotzer brandmarken und Flüchtlinge als Plage wieder ins Meer treiben wollen. Indifferenz und Stumpfheit werden von uns verlangt, wo es doch eigentlich nicht unserem Wesen entspricht – zumindest hoffe ich das.

inglorious indifference

is it a mask

that saves you?

so well then,

don’t ask

free from form

of expectations

touches you

the dark despair of

freedom